Episode 07 - Wo sind die Pokébälle?
Nach einer scheinbar endlosen Reise und zahlreichen Zwischenfällen hatten Nia, Finn und Ran endlich Romantia City erreicht. Nia war fest entschlossen, an dem Wettbewerb der Stadt teilzunehmen. Doch durch all die Ablenkungen – nicht zuletzt das Auftauchen von Doppelgängern und der unerwartete Kampf gegen drei junge Trainer – verpassten sie den Wettbewerb knapp. Sie hatten es nicht einmal rechtzeitig in die Stadt geschafft, und nun, erschöpft und enttäuscht, machten sie sich auf den Weg ins Pokémon-Center.
Es war bereits dunkel, als sie dort ankamen, und das warme Licht des Pokémon-Centers empfing sie wie eine sanfte Umarmung. Schwester Joy begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln, und nachdem sie ihre Pokémon in die fürsorglichen Hände der Pokémon-Pfleger gegeben hatten, nahmen sie sich ein Zimmer für die Nacht. Die Müdigkeit lag schwer auf ihren Schultern, und kaum waren ihre Köpfe auf die Kissen gesunken, fielen sie in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Morgen war es Nia, die als Erste aufwachte. Die Sonnenstrahlen, die durch die Vorhänge drangen, fielen auf ihr Gesicht, und sie blinzelte verschlafen. Einen Moment lang musste sie sich orientieren, dann fiel ihr ein: Sie waren endlich in Romantia City! Ihr Herz machte einen Sprung, als sie sich daran erinnerte, dass sie am heutigen Tag die Stadt erkunden konnten. Doch plötzlich kam ihr etwas in den Sinn – etwas, das Ran gestern erwähnt hatte.
„Wieso schläft sie eigentlich hier?“, flüsterte Nia verwundert vor sich hin.Finn, der auf dem Bett neben ihr lag, drehte sich schlaftrunken um. „Hast du was gesagt?“, fragte er verschlafen, während er sich die Augen rieb.
Ran, die auf dem dritten Bett im Raum lag, richtete sich widerwillig auf. „Was ist das für ein Lärm?“, murrte sie, ihre Augen noch halb geschlossen.
Finn deutete auf Nia. „Nia hatte eine Frage.“
Ran setzte sich auf und sah Nia mit leicht genervtem Blick an. „Welche Frage?“
Nia zögerte kurz, dann platzte es aus ihr heraus. „Wolltest du nicht eigentlich deine Eltern hier in Romantia City besuchen?“
Ran blinzelte überrascht, als sie sich daran erinnerte. „Ja, das hatte ich vor. Warum fragst du?“
Nia runzelte die Stirn und sah sich im Pokémon-Center um. „Warum schläfst du dann hier und nicht bei deiner Familie?“, fragte sie neugierig.
Finn schaute zwischen den beiden hin und her und verstand überhaupt nichts. „Ich verstehe nur Bahnhof,“ murmelte er leise.
Ran lächelte leicht verlegen und zuckte mit den Schultern. „Es war schon spät, als wir hier ankamen. Meine Eltern schlafen zu dieser Zeit bereits, und ich wollte sie nicht wecken.“Nia nickte langsam. „Ah, das macht Sinn.“
Finns Magen knurrte plötzlich laut, was die Spannung im Raum sofort auflockerte. „Wir sollten essen gehen,“ meinte er und rieb sich den Bauch, während Nia und Ran in schallendes Gelächter ausbrachen. Doch während sie lachten, wanderte Rans Blick zu Nia. Sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob Nia sie loswerden wollte. War sie so schlimm, dass Nia sie bei ihrer Familie abliefern wollte?
Nachdem sie sich angezogen hatten, gingen die drei zum Frühstück hinunter. Das Pokémon-Center bot ein einfaches, aber reichhaltiges Buffet an, und Finn stürzte sich sofort auf die warme Speiseauswahl. Nia beobachtete ihn schmunzelnd, während Ran ihre Gedanken schweifen ließ. Als das Frühstück beendet war, machte sich Ran langsam bereit, ihre Eltern zu besuchen.
„Also,“ begann Nia, als sie vor dem Pokémon-Center standen, „gehst du jetzt zu deinen Eltern, Ran?“Ran nickte, während sie sich nervös ihre Haare hinter das Ohr strich. „Ja, ich denke, ich sollte sie endlich besuchen.“
Finn, der immer noch ein Stück Toast kaute, winkte ihr fröhlich zu. „Okay, bis später!“, sagte er mit vollem Mund. Doch Nia trat ihm leicht gegen das Schienbein.
„Finn, ich glaube nicht, dass wir sie später wiedersehen werden,“ sagte sie leise. „Nach deinem Arenakampf werden wir weiterreisen, und Ran wird bestimmt eine Weile bei ihrer Familie bleiben.“Finn sah plötzlich sehr traurig aus und starrte Ran an, als hätte er gerade erfahren, dass sie für immer weggehen würde. „Wirklich?“ fragte er enttäuscht.
Ran schien einen Moment zu zögern, dann nickte sie langsam. „Ja, kann sein,“ sagte sie, obwohl sie selbst nicht sicher war. „Ich sollte jetzt gehen. Macht’s gut!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte die Straße hinunter.
Finn blickte ihr noch eine Weile hinterher, bevor er sich zu Nia wandte. „Was jetzt?“, fragte er und versuchte, die Enttäuschung in seiner Stimme zu verbergen.
„Wir sollten uns beeilen,“ antwortete Nia und grinste. „Die Leiterin der Arena wartet!“Finn nickte und rieb sich den Nacken. Er konnte nicht umhin, darüber nachzudenken, was Ran wohl gerade machte. Doch dann schüttelte er den Kopf und versuchte, sich auf das bevorstehende Abenteuer zu konzentrieren.
Die beiden machten sich auf den Weg zur Arena, doch obwohl sie sich in der Stadt befanden, schien die Arena nirgends zu sein. Nia runzelte die Stirn und blickte sich um.
„Hier irgendwo müsste die Arena doch sein, oder?“, fragte sie unsicher.Finn lachte und deutete hinter sie. „Dreh dich mal um.“
Nia drehte sich langsam um und sah ein Gebäude, das aussah wie ein Puppenhaus – bunt und verspielt, mit kleinen Türmchen und Verzierungen, die eher an ein Spielzeug als an eine Arena erinnerten.
Finn grinste sie schief an. „Was glaubst du, was die Arenaleiterin für Pokémon hat?“, fragte er neugierig.
Nia zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen?“, fragte sie, doch dann fiel ihr etwas auf. Sie trat näher an die Tür des Puppenhauses heran und entdeckte eine kleine Plakette. „Warte mal... Sie benutzt Feen-Pokémon!“, rief sie und drehte sich triumphierend zu Finn um.
Finn nickte nachdenklich. „Feen also... dann macht das Puppenhaus doch Sinn.“ Er flüsterte vor sich hin: „Ich wette, Ran hätte das sofort gewusst.“
Nia warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Was hast du gesagt?“
Finn winkte schnell ab. „Nichts, nichts. Lass uns einfach reingehen.“
Doch als sie die Tür öffnen wollten, war sie verschlossen. Ein kleines Schild hing an der Tür: „Heute geschlossen.“
„Och nööö,“ stöhnte Finn enttäuscht. „Warum immer ich?!“ Er seufzte theatralisch, als würde die Welt zusammenbrechen.Nia grinste schadenfroh. „Tja, wieso soll nur ich Pech haben?“, neckte sie ihn und verschränkte die Arme.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Finn, während er das Schild immer noch anstarrte, als würde es sich vielleicht doch noch ändern.Nia überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern. „Wir können doch mal bei der Pokéball-Fabrik vorbeischauen. Vielleicht haben sie heute Besichtigungstag.“ Ihr Gesicht leuchtete auf, als sie an all die verschiedenen Arten von Pokébällen dachte, die sie dort vielleicht sehen könnten.
Finn grinste. „Das klingt interessant.“
Also machten sich die beiden auf den Weg zur berühmten Pokéball-Fabrik von Romantia City. Doch bevor sie das Gelände erreichten, hörten sie plötzlich einen Schrei.
„DIEBE! HIER WAREN DIEBE!!!“, rief eine aufgeregte Stimme aus der Ferne.Finn und Nia sahen sich alarmiert an. „Was ist denn da los?“, fragte Finn, seine Augen weiteten sich vor Aufregung.
„Lass uns nachsehen!“, sagte Nia entschlossen, und die beiden rannten in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.Als sie ankamen, trafen sie auf einen Mann in einem weißen Kittel, der hektisch umherlief. Finn beugte sich zu Nia und flüsterte. „Er sieht aus wie ein Forscher.“
Nia trat vor und sprach den Mann an. „Entschuldigen Sie, was ist hier passiert?“
Der Mann hielt inne und sah sie mit aufgerissenen Augen an. „Ich bin ein Forscher und arbeite in der Pokéball-Fabrik,“ begann er hastig, „und als ich heute Morgen zur Arbeit kam, waren plötzlich alle Pokébälle verschwunden! ALLE! Es muss ein Diebstahl gewesen sein, und jetzt bin ich auf dem Weg zur Polizei!“ Mit diesen Worten rannte er weiter, ohne auf eine Antwort zu warten.
Finn und Nia standen verblüfft da. „Alle Pokébälle weg?“, fragte Finn fassungslos. „Wir müssen etwas unternehmen!“
Nia nickte. „Glaubst du, dass Team Rocket dahintersteckt?“, fragte sie.
Finn kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Könnte gut sein, aber was wollen sie mit all den Pokébällen?“
Nia überlegte kurz. „Das ist wirklich merkwürdig. Lass uns zur Fabrik gehen und nachsehen, ob wir etwas herausfinden können.“
Sie rannten so schnell sie konnten zur Pokéball-Fabrik. Schon von weitem hörten sie das Geschrei der Arbeiter und das Geräusch hastiger Schritte. Ohne zu zögern rannten sie hinein.
Im Inneren herrschte Chaos. Überall rannten Menschen umher, verzweifelt auf der Suche nach Antworten. Ein Mann in einem Anzug sah die beiden Jugendlichen und schritt schnell auf sie zu.
„Wer seid ihr?“, fragte er streng.Nia trat entschlossen vor. „Wir sind Pokémon-Trainer und haben von dem Diebstahl gehört. Wir möchten Ihnen helfen.“
Finn nickte eifrig. „Aber dafür müssen wir wissen, was genau passiert ist!“
Ein anderer Mann trat hinzu und schüttelte hektisch den Kopf. „Wir haben keine Zeit, das alles zu erklären!“ Doch der erste Mann hob die Hand, um ihn zu beruhigen.
„Es ging alles so schnell,“ begann er und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Wir gingen ganz normal unserer Arbeit nach, als plötzlich überall Rauch war. Niemand konnte etwas sehen, und als der Rauch verschwand, waren alle Pokébälle weg.“Der zweite Mann fügte hinzu: „Einige von uns sind aus dem Gebäude gerannt, andere blieben vor Schock stehen... und als sich der Rauch legte, waren die Pokébälle verschwunden!“
Nia sah Finn mit einem ernsten Blick an. „Es muss Team Rocket gewesen sein.“
Finn nickte. „Das klingt nach ihrer üblichen Vorgehensweise.“ Doch dann fiel ihm etwas ein. „Warte mal... Sie haben gesagt, ein Mädchen in unserem Alter hat danach gefragt?“, fragte er misstrauisch.
Der erste Mann nickte. „Ja, ein Mädchen mit braunen Haaren. Sie war hier, kurz bevor wir die Polizei rufen wollten.“
Nia runzelte die Stirn. „Ophel... Ich meine, Ran?“ fragte sie ungläubig. „Warum sollte sie hier sein?“
Finn klopfte sich an die Stirn. „Natürlich! Sie hat davon gehört und konnte genauso wenig still sitzen wie wir. Wir müssen sie finden!“
Nia nickte. „Aber wo sollen wir suchen?“
Finn zuckte mit den Schultern. „Weißt du, wo ihre Familie wohnt?“
Nia schüttelte den Kopf. „Nein, aber vielleicht ist sie an der Arena. Wir wollten ja eigentlich dort hingehen.“
Die beiden machten sich sofort auf den Weg zur Arena, doch Ran war nirgendwo zu sehen. Nia schlug vor, zum Pokémon-Center zurückzukehren.
Im Pokémon-Center angekommen, sahen sie Ran, die unruhig vor dem Tresen stand und mit Schwester Joy sprach.
„Schwester Joy, sind Sie sicher, dass sie wiederkommen?“, fragte Ran nervös.Schwester Joy lächelte sanft. „Ganz sicher. Nia hat ihr Arkani hiergelassen, weil es sich nicht wohlgefühlt hat.“
Ran runzelte die Stirn. „Das hätte ich von Nia nicht erwartet...“
In diesem Moment stürmten Nia und Finn durch die Tür. „Schwester Joy! Ich brauche mein Arkani, und wir brauchen Ihre Hilfe!“, rief Nia, völlig außer Atem.
Schwester Joy nickte und rief nach Chaneira, um Arkani zu holen. „Chaneira, hol bitte Arkani!“
Chaneira nickte eifrig. „Chaneira, Neira!“ Sie verschwand im hinteren Teil des Centers.
Finn trat näher an die Theke. „Schwester Joy, können Sie uns sagen, wo Ran wohnt? Wir brauchen ihre Hilfe.“
Schwester Joy sah überrascht aus, bevor sie antwortete. „Ihre Eltern arbeiten in einer Bäckerei hier in der Stadt. Aber warum?“
Bevor Finn etwas sagen konnte, trat Ran vor und grinste. „Das höre ich doch gern!“
Finn rannte auf sie zu und umarmte sie plötzlich, was Ran rot anlaufen ließ. „Finn, lass mich los!“, protestierte sie, ihre Wangen wurden rot.
Nia räusperte sich laut. „Ran, du warst doch sicher bei der Pokéball-Fabrik, oder?“, fragte sie direkt.
Ran nickte. „Ja, ich war dort. Aber ich wollte nicht einfach so handeln, ohne euch zu informieren.“
Finn trat vor. „Hast du Hinweise, wo die Pokébälle sein könnten?“, fragte er neugierig.
Ran grinste frech. „Wenn Nia ganz nett fragt, vielleicht.“
Nia rollte die Augen. „Was? Wieso ich?“, fragte sie verärgert.
Ran lachte und klopfte ihr auf die Schulter. „Keine Sorge, das war nur ein Witz. Kommt mit, ich habe sowieso auf euch gewartet.“ Sie winkte ihnen, ihr zu folgen. „Ach ja, ich zeige euch später, wo meine Eltern wohnen.“
Finns Augen leuchteten auf. „Yay, Bäckerei! Ich kann es kaum erwarten!“, rief er und freute sich schon auf das Essen.
Gemeinsam verließen sie das Pokémon-Center und machten sich auf den Weg. Ran führte sie durch die Stadt, auf der Suche nach den verlorenen Pokébällen und den mysteriösen Dieben, die hinter dem Raub steckten.
Was würde als Nächstes passieren? Würden sie die Pokébälle finden? Wer waren die Diebe, und was hatten sie vor? Und was würde Ran nach all dem tun? Die Antworten lagen noch vor ihnen, und ihre Reise war noch lange nicht vorbei.