Episode 06 - Ein Zwilling kommt selten allein

Noch immer auf dem Weg nach Romantia City, begegneten Nia, Finn und Ran einer neuen Herausforderung. Sie hatten den Vorfall in der Frosthöhle hinter sich gelassen und dachten, ihre Reise würde nun reibungslos verlaufen. Doch natürlich konnte es nicht so einfach sein – schon wieder gerieten sie in eine Falle von Team Rocket.

„Leute, ganz im Ernst, könnt ihr uns nicht endlich in Ruhe lassen?!“, rief Nia genervt und funkelte Jessie, James und Mauzi an. Ihre Arme waren hinter ihrem Rücken gefesselt, und sie konnte sich nur minimal bewegen. Team Rocket hatte sie in einem Netz gefangen und lachte selbstzufrieden vor sich hin. „Wir lassen euch erst in Ruhe, wenn wir eure wertvollen Pokémon gestohlen haben,“ schnurrte Mauzi mit einem grinsenden Blick. „Und wieso genau wollt ihr sie?“, fragte Finn, der sich mittlerweile an den ewigen Wiederholungen dieser Gespräche gewöhnt hatte. Jessie grinste und hob stolz das Kinn. „Damit unser Boss uns reich macht!“ Ihre Stimme schallte in der leeren Umgebung wider. Ran, die mit verschränkten Armen das Schauspiel beobachtete, hob eine Augenbraue und konnte nicht anders, als zu sticheln. „Ja klar... Euer Boss stellt euch nur auf Pikachu an, weil er weiß, dass ihr es sowieso nie schafft, es zu fangen. So hat er wenigstens seine Ruhe von euch,“ sagte sie mit einem Zwinkern. James hob den Finger, als wolle er widersprechen, doch er ließ ihn wieder sinken. „Pff, red doch keinen Quatsch,“ murmelte er leise, offenbar unsicher, ob Ran nicht vielleicht doch recht hatte.

Während Team Rocket sich weiter in ihrer Selbstgefälligkeit sonnte und Mauzi weiter erklärte, warum ihr Plan „dieses Mal“ sicher gelingen würde, nutzte Nia die Gelegenheit, unauffällig ihre Hand zu ihrem Gürtel zu führen. Sie schaffte es, einen ihrer Pokébälle zu greifen und ließ Skorgla heraus. Das Flug-Pokémon flatterte leise in der Luft, bereit, auf ihr Kommando zu handeln.

„Skorgla, hör zu,“ flüsterte Nia leise, während sie versuchte, keine Aufmerksamkeit zu erregen. „Flieg über diese drei Idioten und setz Giftschock ein. Dann befreie uns aus diesem Käfig.“ Skorgla nickte entschlossen. „Skor-Skor!“ (Geht klar!) Es dauerte nicht lange, bis es über die Köpfe der ahnungslosen Team Rocket-Mitglieder flog und eine Ladung Giftschock auf sie fallen ließ. Innerhalb von Sekunden taumelten Jessie, James und Mauzi benommen zu Boden. „Danke, Nia!“ Finn lächelte erleichtert, während er sich die Taue von den Handgelenken löste. Nia streichelte Skorgla liebevoll. „Dank nicht mir, sondern Skorgla,“ sagte sie stolz. „Skoooor-gla!“ (Kein Ding!), rief das Pokémon, während es triumphierend durch die Luft schwebte. Ran klatschte in die Hände. „Na gut, genug herumgealbert. Auf nach Romantia City!“ Finn seufzte tief und ließ den Kopf hängen. „Eeeeeeeendlich!“ Er stöhnte dramatisch, doch seine Erleichterung war unüberhörbar.

Die Freunde verließen das verlassene Restaurant, in das sie von Team Rocket gelockt worden waren, und machten sich weiter auf den Weg Richtung Norden. Doch obwohl Romantia City nahe war, sollten sie ihr Ziel nicht so schnell erreichen.


Unterwegs entdeckte Nia ein großes Plakat, das am Rand eines Baumes hing. Sie blieb abrupt stehen und riss die Augen auf. „Oh Leute, seht mal hier!“, rief sie und deutete auf das Poster. Finn und Ran traten näher heran, um es zu lesen.

„Was ist das?“, fragte Finn und runzelte die Stirn. „Na, fünf Minuten vor Romantia City findet ein Wettbewerb statt!“, erklärte Nia begeistert. „Ich würde gerne mitmachen, ist das okay für euch?“ Sie setzte ihren besten Dackelblick auf, der Finn immer wieder besiegte. Ran warf einen kurzen Blick auf die Uhr. „Aber... Romantia City ist doch so nah.“ Finn konnte ihrem Blick nicht widerstehen und seufzte innerlich. „Klar, mach nur,“ antwortete er. „Ich kann ihrem Dackelblick einfach nie widerstehen...“, murmelte er leise vor sich hin. Nia strahlte über das ganze Gesicht. „Super, danke!“ Sie drehte sich abrupt um und rannte los, ohne darauf zu achten, wohin sie lief. Das nächste, was sie wusste, war ein harter Aufprall.

Mit voller Wucht stieß sie gegen ein anderes Mädchen, und beide fielen zu Boden. Für einen Moment herrschte Verwirrung, bevor Nia aufstand und dem Mädchen die Hand reichte. „Ach du meine Güte, tut mir leid! Komm, ich helfe dir hoch.“ Das Mädchen nahm ihre Hand und rappelte sich auf. „Dankeschön...“ Sie hob den Kopf, und in diesem Moment stockten alle.

„OH MEIN GOTT!“, rief Finn plötzlich, als er das Mädchen betrachtete. Ran blinzelte verwirrt und schüttelte den Kopf. „Ich sehe doppelt... Ich muss dringend zum Augenarzt.“

Die beiden Mädchen starrten einander an. Es war, als würden sie in einen Spiegel blicken – sie sahen sich verblüffend ähnlich. Ihre Gesichter, ihre Haare, sogar ihre Körperhaltung – alles war fast identisch.

„Wieso siehst du aus wie ich?“, fragte das fremde Mädchen skeptisch. „Ich denke eher, du siehst aus wie ich!“, entgegnete Nia mit einem Grinsen.

In diesem Moment kam ein Junge angerannt. „Ran, ist alles okay?“, fragte er besorgt und blieb neben den beiden Mädchen stehen. Hinter ihm folgte ein weiteres, schüchterneres Mädchen, das sich hinter ihm versteckte.

„Ophelia... Ich meine, Ran!“, begann Nia langsam, während sie das Mädchen betrachtete. „Ihr seht wirklich... gleich aus.“

Das fremde Mädchen, das Ran genannt wurde, grinste frech. „Ihr seht genauso aus wie wir. Ziemlich merkwürdig, oder?“ Sie deutete auf ihre Freunde. „Ich bin Ran, das ist Kuro und das schüchterne Mädchen hier ist Miharu.“

Während die beiden Gruppen sich miteinander bekannt machten, fiel Finn auf, dass Kuro Nia ein wenig zu viel Aufmerksamkeit schenkte. Er runzelte die Stirn und trat etwas näher an sie heran.

„Wie wäre es mit einem 3-gegen-3-Kampf?“, schlug Finn plötzlich vor, seine Augen blitzten entschlossen.

Ran nickte begeistert. „Gute Idee!“ Kuro grinste breit und zwinkerte Nia zu. „Also, ich bin dabei,“ sagte er lässig. Finn biss die Zähne zusammen. „Alter... Sie gehört mir! Jetzt mach ich dich erst recht fertig,“ dachte er sich und knirschte innerlich. Miharu hingegen zögerte. „Ich will nicht kämpfen,“ murmelte sie leise, aber Ran packte sie sofort an den Haaren und zog sie nach vorne. „Willst du etwa, dass wir verlieren?“ fauchte sie. „Los, mach mit!“

Nia war schockiert über das Verhalten der fremden Ran und trat dazwischen. „Du musst nicht so gemein zu ihr sein. Wenn sie nicht kämpfen will, dann lass sie!“ Ran schnaubte. „Misch dich da nicht ein!“, antwortete sie scharf und warf ihren Pokéball. Ein Plinfa erschien vor ihr, bereit für den Kampf.


Nach einer kurzen Diskussion entschieden sich die beiden Gruppen für den Kampf. Nia schickte ebenfalls ihr Plinfa in den Kampf, während Kuro ein Pikachu rief. Finn ließ natürlich sein Pikachu antreten, und Ran schickte ihr Fynx in den Ring. Der Kampf war eröffnet.

Nia griff als Erste an. Ihr Plinfa setzte eine mächtige Hydropumpe ein, die Kuro's Pikachu direkt traf. Zu ihrer Überraschung wurde das Pikachu sofort K.O. gesetzt, obwohl Elektro-Attacken normalerweise im Vorteil gegen Wasser-Pokémon waren. Finn ließ sein Pikachu einen Donnerblitz auf Miharu's Fynx los, das zunächst auswich, aber beim zweiten Treffer zu Boden ging. Der finale Schlag kam von Ran's Plinfa, das einen Whirlpool auf Ophelias Fynx losließ, was dazu führte, dass auch dieses kampfunfähig wurde.

Als der Staub sich legte, stand fest, dass Nia, Finn und Ran den Kampf gewonnen hatten. Finn grinste siegessicher. „Ich hab's dir doch gesagt, Kuro!“ murmelte er, während Kuro nur anerkennend nickte.


Nachdem sie sich von dem Kampf erholt hatten, plauderten die beiden Gruppen noch ein wenig. Doch dann stieß Nia plötzlich einen Schrei aus.

„Oh mein Gott!“ rief sie panisch. Finn, der fast schon eingeschlafen war, schreckte auf. „Was ist los?!“ rief er alarmiert. „Ich... ich habe den Wettbewerb verpasst!“ jammerte Nia, als sie auf die Uhr schaute.

Ran lachte und schüttelte den Kopf. „Ach, das war doch nicht der letzte Wettbewerb, den du machen kannst.“

Selbst Kuro, Miharu und die andere Ran konnten sich das Lachen nicht verkneifen, doch Nia fand die Situation weniger amüsant.

„Ich finde das überhaupt nicht witzig,“ murmelte sie beleidigt, während Finn sie beruhigend auf die Schulter klopfte. „Lass uns einfach weiter nach Romantia City gehen,“ sagte er sanft. „Dort wartet bestimmt schon das nächste Abenteuer auf uns.“

Nachdem sie sich von den anderen verabschiedet hatten, machten sich Nia, Finn und Ran auf den letzten Teil ihres Weges nach Romantia City. Es waren nur noch zwanzig Minuten Fußmarsch, doch nach der langen Reise fühlte es sich an wie eine Ewigkeit. Endlich erreichten sie die große Stadt.


„Das war ein verdammt langer Fußmarsch von Fluxia City hierher,“ stöhnte Finn erschöpft. „Ja, das fand ich auch,“ stimmte Nia zu.

Ran zeigte auf das Pokémon-Center am Horizont. „Lasst uns dorthin gehen und unsere Pokémon heilen. Wir brauchen alle eine Pause.“ Finn nickte zustimmend. „Das machen wir!“

Nach all den Herausforderungen und Kämpfen hatten sie endlich Romantia City erreicht. Doch wie würde ihre Reise weitergehen? Das würde nur die Zukunft zeigen.