Episode 05 - Romantia City in greifbarer Nähe

In der letzten Episode hatten Nia und Finn im Pokémon-Center von Frescora auf ein Mädchen getroffen, das sie aus der Frosthöhle gerettet hatte. Das Pokémon-Center wirkte wie ein sicherer Hafen, in dem sich die beiden endlich entspannen konnten. Die Kälte, die draußen durch die Straßen zog, blieb hinter den gut isolierten Wänden, während warme Beleuchtung und das Summen der Heizung das Innere angenehm machten. Das Mädchen, das ihnen geholfen hatte, stellte sich als Ran vor und lächelte freundlich, als sie näher trat.


„Mein Name ist Ran. Schön zu sehen, dass ihr gesund und munter seid!“ sagte sie mit einem warmen Lächeln. Nia erwiderte das Lächeln höflich und stellte sich vor. „Freut mich, Ran. Ich bin Nia und das hier ist Finn. Aber sag, warum hast du uns geholfen?“

Ran zögerte kurz und zuckte leicht mit den Schultern, bevor sie antwortete. „Nun... warum sollte ich euch nicht helfen?“ begann sie. „Mein Fynx hat sofort gespürt, dass etwas nicht stimmt, und ehe ich es richtig realisierte, rannte es schon in eure Richtung.“ Finn war beeindruckt und nickte anerkennend. „Na, wenn das so ist, vielen Dank, Ran. Das sind Pikachu und Plinfa, unsere besten Freunde. Du hast uns wirklich den Tag gerettet!“ Ran erwiderte bescheiden, „Ach, das war doch selbstverständlich.“

Nachdem sich die drei gegenseitig vorgestellt hatten, wandten sie sich einem anderen Thema zu. Als Finn und Nia von Mishus Entschluss erzählten, weiterzuziehen, legte sich ein nachdenkliches Schweigen über die Runde. Ran, die den beiden beim Erzählen aufmerksam zugehört hatte, bot an, sie nach Romantia City zu begleiten.

„Ich wollte sowieso meine Familie in Romantia City besuchen, und es würde mir nichts ausmachen, euch den Weg zu zeigen.“ Finns Augen leuchteten auf, und auch Nia war sichtlich erleichtert. „Das wäre großartig!“, sagte Finn begeistert. „Dann laufen wir wenigstens nicht Gefahr, uns zu verlaufen.“ Nia lächelte und nickte Ran dankbar zu. „Das ist wirklich nett von dir, Ran. Wir sind froh, dich an unserer Seite zu haben.“ Doch Ran winkte ab, „Ach, macht euch keine Gedanken. Ich genieße es sogar, Gesellschaft zu haben.“


So machten sich die drei am nächsten Morgen auf den Weg. Die Straßen von Frescora waren noch immer von einer dünnen Schneeschicht bedeckt, die unter ihren Schritten knirschte. Die Morgenluft war frisch, fast beißend, doch der Aufbruch versprach ein neues Abenteuer. Ran führte sie über kleine, verschlungene Pfade und Abkürzungen, die sie durch Wälder und über Hügel führten.

Die Landschaft war friedlich, nur gelegentlich durch das Rufen eines Pokémon in der Ferne unterbrochen. Die Sonne funkelte auf der Schneedecke, und Nia fühlte sich fast wie in einer anderen Welt, weit entfernt von den Gefahren und dem Chaos der letzten Tage.

Ran erzählte währenddessen von ihrer Forschung. Sie war besonders an der Frage interessiert, wie Pokémon auf untypische Umgebungen reagierten und welche Rolle das Vertrauen zu ihrem Trainer dabei spielte. Finn hörte aufmerksam zu, auch wenn er zwischendurch immer wieder mit Pikachu auf seiner Schulter tuschelte. Ran beobachtete ihn neugierig und machte sich Notizen in ihrem kleinen Notizbuch, das sie stets bei sich trug.


Nach einem langen Tag des Wanderns schlugen sie schließlich ihr Lager auf. Ran machte ein Feuer und ließ ihre Pokémon frei. Fynx kümmerte sich um das Feuer, während Wiesenior in sicherer Entfernung wachte. Ran erklärte beiläufig, dass sie ihre Pokémon oft über Nacht draußen ließ, um ihnen die nötige Freiheit zu geben. Nia streckte ihre Beine aus und ließ sich auf den Boden sinken. „Aua, meine Füße tun so weh,“ stöhnte sie und zog ihre Stiefel aus, um die Schmerzen zu lindern. Finn ließ sich ebenfalls schwer nieder und seufzte tief. „Mir geht’s genauso,“ gab er zu. „Fliegen wäre so viel schneller.“ Ran lächelte über ihre Bemerkungen und meinte trocken: „Gewöhnt euch besser daran. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“


Evoli, Rans drittes Pokémon, zeigte sich langsam hinter ihrer Trainerin und kroch vorsichtig vor, um sich die beiden Fremden anzusehen. Finn bemerkte das schüchterne Pokémon zuerst. „Hey, kleines,“ sagte er leise, „schön, dich kennenzulernen. Das hier ist mein Freund Pikachu.“ Evoli schnupperte an Finns Hand und murmelte leise „Evo~“, bevor es sich zu Wiesenior gesellte.

Während die Nacht hereinbrach und die Sterne am Himmel funkelten, saßen die drei Freunde um das Feuer und unterhielten sich. Ran sprach über ihre Kindheit und wie sie mit Pokémon aufgewachsen war, was sie schließlich dazu brachte, Forscherin werden zu wollen. Nia und Finn hörten gespannt zu und tauschten gelegentlich ihre eigenen Erfahrungen aus.

Die Nacht verlief ruhig, und am nächsten Morgen weckte Ran die beiden früh, um ihre Reise fortzusetzen. Sie passierten dichte Wälder und gefrorene Flüsse, bis sie schließlich an einer kleinen Restaurant anhielten, die wie eine Oase inmitten der Winterlandschaft wirkte. Finns Magen knurrte bereits laut vor Vorfreude. „Ich habe einen BÄÄÄRENhunger,“ jammerte er, als sie näher kamen. Nia stimmte ihm zu, „Ich könnte auch langsam etwas essen vertragen.“ Ran schmunzelte und nickte. „Hier bekommen wir sicher etwas Gutes zu essen.“


Sie betraten das Restaurant und traten an die Theke. Die Frau dahinter wirkte sichtlich nervös und konnte ihren Blick kaum von ihnen abwenden. „W-w-wie kann ich euch helfen?“ stotterte sie. Finn trat vor und lächelte freundlich. „Wir würden gerne etwas essen, wenn das möglich ist.“ Die Frau nickte hastig und verschwand schnell nach hinten. Nia sah ihr verwundert nach. „Okay...?“ murmelte sie leise.

Im hinteren Bereich des Restaurants sprach die Frau leise mit einem Mann, der mit dem Rücken zu ihr stand. „Sie sind es... und sie haben das Mädchen aus der Höhle bei sich!“ Der Mann drehte sich um, und ein spöttisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Jessie! Ich hab dir doch gesagt, dass wir sie hier schnappen werden!“

Der Mann, James, klebte sich einen falschen Bart an und trat nach vorne, während Jessie ihm mit einem Nicken folgte. Er versuchte, seine Stimme zu verstellen, als er sie an der Theke begrüßte. „Was kann ich für euch tun?“ fragte er übertrieben freundlich. Nia und Ran sahen ihn misstrauisch an, doch Finn bemerkte nichts. „Wir hätten gerne eine Speisekarte, bitte.“ sagte er.


James gab ihnen die Karten und bat sie, Platz zu nehmen. Ran konnte das ungute Gefühl nicht abschütteln und ließ Fynx unauffällig hinter der Theke schnüffeln. Es dauerte nicht lange, bis Fynx zurückkam und Ran mit einem stummen Nicken bestätigte, was sie befürchtet hatte. „Das sind die Typen aus der Höhle,“ flüsterte sie und stieß Nia an. „Wir müssen hier weg.“

Nia nickte, griff nach Finns Arm und flüsterte ihm zu. „Finn, wir müssen gehen.“ Finn sah sie verwirrt an. „Aber... wir haben noch nichts gegessen!“ protestierte er. Bevor Nia etwas entgegnen konnte, trat Jessie hinter der Theke hervor und versperrte ihnen den Weg. „Wo wollt ihr denn hin?“ fragte sie mit süffisantem Lächeln. Nia versuchte, eine Ausrede zu finden. „Ähm... uns ist eingefallen, dass... ähm...“ Ran übernahm schnell. „Wir haben noch einen wichtigen Termin, tut uns leid!“ James schüttelte nur den Kopf und drückte einen Knopf. Sofort verriegelten sich die Fenster und Türen, und ein leises Summen erfüllte den Raum. Nia spürte, wie ihr Herz schneller schlug. „Oh nein, wir sitzen fest!“ flüsterte sie.


Die Luft im Raum war schwer von Spannung, als Jessie und James nähertraten. Mauzi sprang von der Theke und machte sich kampfbereit. Ran zögerte keinen Moment und zog einen Pokéball. „Fynx, sei bereit,“ flüsterte sie entschlossen. Doch ein großes Woingenau trat vor die beiden Schurken und nahm eine Verteidigungsposition ein. Finns Hände zitterten leicht, als er nach einem seiner Pokébälle griff. Pikachu funkelte Mauzi wütend an, als ob es die bevorstehende Auseinandersetzung bereits ahnte. Jessie grinste selbstgefällig. „Ihr seid wirklich naive Kinder, wenn ihr glaubt, dass ihr uns entkommen könnt,“ spottete sie. James fügte mit gespielter Höflichkeit hinzu, „Ihr hättet vielleicht woanders essen sollen.“


Ran schien einen Moment zu überlegen, bevor sie mit Fynx einen Plan schmiedete. Finn erkannte, dass sie jetzt nur als Team eine Chance hatten, hier heil herauszukommen. Die Atmosphäre im Raum schien wie eingefroren, jeder Augenblick zog sich in die Länge, während alle auf den nächsten Schritt warteten. Es war ungewiss, ob ein Kampf wirklich unvermeidbar war oder ob es ihnen gelang, aus dieser Falle zu entkommen.